IPSC wird deutsch am besten mit “Sportliches Bewegungsschießen” beschrieben. Diese rasante und faszinierende Sportart vereint Präzisionsschießen mit dem Absolvieren eines vorgegebene Parcoursaufbaus. Als weltweit einzigartige dynamische Schießsportart erfährt IPSC seit Jahren auch in Deutschland wachsenden Zuspruch. Der verantwortungsvolle und gekonnte Umgang mit der Waffe als Sportgerät und die Verbindung von extremer Sportlichkeit und unabdingbarer Präzision machen IPSC zur Königsdisziplin im Schießsport. Bei dieser Sportart gilt es, einen Übungsablauf so schnell und so präzise wie möglich zu absolvieren. Die Übungen variieren von Wettkampf zu Wettkampf.
Es gibt immer wieder Missverständnisse, was denn eigentlich IPSC ist. Daher möchten wir mit dieser Seite versuchen, diese Missverständnisse auszuräumen und auf diesen sehr interessanten und abwechslungsreichen Sport aufmerksam machen.
Seit dem 12.12.2018 ist auch die Diskussion um die Gemeinnützigkeit des IPSC vorbei, da der Bundesfinanzhof sein Urteil gefällt hat:
„IPSC-Schießen ist „Sport“ i.S. des § 52 Abs. 2 Nr. 21 AO und fördert damit die Allgemeinheit„
Die Ursprünge des IPSC-Schießens liegen in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Der Verein „South West Pistol League“ in Kalifornien gilt als Begründer des schnellen Schießens mit großkalibrigen Waffen in einer wettkampftauglichen Form. Internationales Niveau erreichte IPSC im Jahr 1976: Im Mai fand im US-Bundesstaat Missouri die sogenannte „Columbia-Konferenz“ statt, bei der Vertreter aus 14 Nationen, auch aus Deutschland, anwesend waren. Mit dieser Konferenz wurde die „International Practical Shooting Confederation“ als Weltdachverband gegründet. Das Motto des Sports lautet: „Diligentia, Vis, Celeritas“ (DVC) auf Deutsch: „Präzision, Kraft, Schnelligkeit“
Der Weltdachverband hat seinen Sitz in Kanada. Ihm sind derzeit 108 Nationen, sogenannte „Regionen“ , von Argentinien bis Zimbabwe, angeschlossen. Neben Verwaltungsaufgaben ist eine der Hauptaufgaben die Herausgabe und Aktualisierung eines internationalen Regelwerks. Dieses Regelwerk ist auch in Deutschland verbindliche Grundlage für das IPSC-Schießen und vom Bundesverwaltungsamt genehmigt. Allerdings sind aus waffenrechtlichen Gründen im deutschen Regelwerk geringfügige Änderungen vorgenommen worden, um eine deutliche Abgrenzung zum genehmigungspflichtigen Verteidigungsschießen zu haben. So ist z.B. das Schießen im Laufen nicht erlaubt, sehr wohl aber im Gehen.
Vertretungsrechte dieser Sportart werden vom Dachverband weltweit jeweils nur an einen Schießsportverband einer Region vergeben. Die Vertretungsrechte der Region Deutschland liegen beim Bund Deutscher Sportschützen (BDS). Hieraus folgt, dass der erste Schritt zur Ausübung des IPSC-Sports der Beitritt zum BDS über einen Verein ist. Das IPSC-Schießen stellt an das Können eines Schützen und den sicheren Umgang mit einer Schusswaffe überdurchschnittliche Anforderungen. Daher verlangt der BDS von am IPSC-Schießen interessierten Schützen den Nachweis des individuellen Schießvermögens und der Regelkunde im Rahmen eines Sicherheits- und Regeltests (SuRT). Bei Bestehen des Tests erhält das Mitglied eine Bestätigung und ist erst dann berechtigt, an IPSC-Wettbewerben im In- und Ausland teilzunehmen.
Die Wertung ist immer: Erzielte Trefferpunkte dividiert durch die benötigte Zeit (Hit-Factor) für einen Parcours (Stage). Es kommt also darauf an, die gestellte Aufgabe eines Parcours in kürzester Zeit mit möglichst hohen Trefferpunkten zu lösen. Der Hit-Factor bestimmt letztendlich die Reihenfolge aller Schützen bei der Auswertung der Stage. Der Schütze mit dem höchsten Hitfaktor gewinnt die Übung und bekommt die maximale zu erreichende Punktzahl. Alle anderen Schützen werden prozentual zum Sieger der Übung ausgewertet.
Beim IPSC-Schießen wird auf 57 cm hohe und 45 cm breite Papierscheiben (IPSC Target) mit 3 unterschiedlich hoch bewerteten Zonen (A/C/D) sowie auf Stahlziele (IPSC Popper & Plate) mit einheitlicher Wertung geschossen. Die höchste Wertung für einen Treffer sind 5 Punkte. Es gibt zwei Wertungsklassen (Major- und Minorwertung), die durch die folgende Formel errechnet werden: ( Geschossgeschwindigkeit in feet pro sec.) X ( Geschossgewicht in grain ) / 1000 Der errechnete Faktor muss für die Minor-Wertungsklasse mindestens 125 sein, für die Major-Wertungsklasse mindestens 160 (Open Division) sonst 170. In der Production Division wird unabhängig vom Faktor immer Minor gewertet. Abhängig davon, in welcher Wertungsklasse man schießt, erhält der Schütze für einen Treffer in die verschiedenen Wertungszonen der Papierscheibe unterschiedliche Punkte. Hierbei gilt: Major Minor Stahlziele werden mit 5 Punkten unabhängig von Major oder Minor Faktor gewertet. Grundsätzlich müssen Papierscheiben mit jeweils 2 Treffern beschossen werden. Darüber hinaus gibt es Strafscheiben und Strafstahlziele, ein Treffer auf ein Strafziel wird mit 10 Strafpunkten bewertet. Ein fehlender Treffer (Miss) wird ebenfalls mit 10 Strafpunkten gewertet.
A-Treffer 5 Punkte
C-Treffer 4 Punkte
D-Treffer 2 Punkte
A-Treffer 5 Punkte
C-Treffer 3 Punkte
D-Treffer 1 Punkt
Der Veranstalter eines Wettbewerbs ist bei der Gestaltung eines Parcours nur an das Regelwerk und an die örtlichen Gegebenheiten des Schießstandes gebunden. Mit den Papierscheiben und evtl. auch mit den Stahlzielen wird ein Parcours aufgebaut, bei dem maximal bis zu 32 Treffer erzielt werden müssen. Die Ziele befinden sich in der Praxis in einer Entfernung von 5 bis 25 Meter, gelegentlich schießt man aber auch auf Ziele in einer Entfernung von etwa 2 oder 40 Meter, wenn die Standgegebenheiten dies zulassen. Jeder Parcours wird gesondert gewertet und das Ergebnis fließt in die Gesamtwertung eines Wettbewerbs ein.
Wettbewerbe werden in sogenannte „Levels“ eingeteilt. Level 1 Level 2 Level 3 Darüber hinaus gibt es Level 4 und Level 5 Wettbewerbe (Internationale Meisterschaften).
ist z.B. ein Vereinswettbewerb mit mindestens 3 Stages und mindestens 40 Schuss.
ist ein größerer Wettbewerb, z.B. eine Landesmeisterschaft, mit mindestens 6 Stages und mindestens 80 Schuss und mindestens 50 Startern.
ist z.B. eine Deutsche Meisterschaft mit mindestens 12 Stages und mindestens 150 Schuss und mindestens 120 Startern.
In den Anfangsjahren dieses Sports gab es praktisch nur eine Waffe, die Verwendung fand: Ein Colt 1911 A1 in .45 ACP mit 7 Schuss im Magazin. Aber Sportschützen sind ja erfinderisch und suchen ihre Vorteile. Und eine 1911 A1 kann nun nicht mal konkurrieren mit einer STI in Kaliber .38 Super Auto mit Kompensator, Red Dot Visier und 29 Patronen im Magazin. Zur Wettbewerbsgleichheit wurden deshalb sogenannte Divisions eingerichtet. Wir haben folgende Klassen (Divisions): Production Division Production Optics Division Production Optics Light Division Standard Division Revolver Division Open Division Classic Division
Nicht modifizierte Spannabzugspistolen (DA), nur zugelassene Waffen sind erlaubt. In der Praxis: Glock 17, SIG Sauer X-Five, CZ 75 im Kaliber 9mm Luger.
wie Production Division, jedoch sind optische/elektronische Visierungen Pflicht. Das optische Visier muss hinter dem Auswurffenster auf den Schlitten montiert werden.
wie Production Optics Division, jedoch sind nur Waffen mit einem maximalen Gewicht von 1 kg (mit eingeführtem leeren Magazin) erlaubt.
SA-Pistolen mit offener Visierung, ohne Kompensator und mit festgeschriebenen Abmessungen. In der Praxis: STI, H&K im Kaliber .40S&W.
Revolver mit offener Visierung, ohne Kompensator In der Praxis: S&W Modell 625 im Kaliber .45 ACP.
SA-Pistolen mit optischem Visier, Kompensator und Großraumgriffstück für Magazine mit bis zu 29 Patronen Fassungsvermögen. Dies sind getunte Waffen, die bis zu 6000 Euro kosten können.
Pistolen vom Typ Colt 1911 mit massiven Stahl-Griffstück und einreihigem Magazin.
Ebenfalls zum Erreichen von Wettbewerbsgleichheit wurden sogenannte Categories geschaffen. Overall Lady Junior Senior Super Senior
Alle Teilnehmer, die nicht in eine der folgenden Categories fallen
Weibliche Teilnehmer
Teilnehmer, die am Wettkampftag unter 18 sind
Teilnehmer, die am Wettkampftag über 50 sind
Teilnehmer, die am Wettkampftag über 60 sind
Elementarer Bestandteil einer IPSC Ausrüstung ist zweifelsohne das Holster. Man sollte unbedingt darauf achten, dass man einen guten, relativ starren Gürtel hat, damit später beim Ziehen der Waffe oder bei einem Magazinwechsel nicht das Ganze wackelt wie ein Kuhschwanz, sondern das man blind weiß, wo das Equipment sitzt. Wichtig sind auch entsprechende Magazintaschen am Holster um die benötigten Magazine mitführen zu können. Ein gutes Holster mit Gürtel und 4 Magazintaschen ist je nach Anbieter ab circa 200,- EUR erhältlich. Als nächstes hätten wir da noch den Gehörschutz. Es bietet sich an, sich einen elektronischen Gehörschutz anzuschaffen, da man die Kommandos des ROs (Range Officers) genau verstehen sollte. Elektronisch bedeutet, dass in dem Gehörschutz ein Mikrofon installiert ist, welches Sprache verstärkt, und spontane Lautstärkenänderungen (Knall oder Schuss) dämpft. Ebenfalls ein wichtiger Bestandteil der Ausrüstung ist die Schutzbrille. Sie ist deshalb erforderlich um zu verhindern, das Pulverpartikel, die beim Repetieren des Schlittens herausgeschleudert werden, oder Hülsen ins Auge gelangen können. Diesen Umstand kann man sich auch zu Nutze machen indem man farbige Gläser verwendet. Beispiel: gelb verstärkt den Kontrast und hellt das Bild insgesamt auf. Dies gilt ebenfalls für die Farbe Orange, jedoch mit etwas geringerer Wirkung. Sollten Sie auf einem relativ schlecht beleuchteten Stand schießen müssen, sollten Sie diesen Aspekt berücksichtigen. Ebenso sollte darauf geachtet werden, dass die beiden „Gläser“ über der Nase verbunden sind. Unter Umständen kann bei getrennten „Gläsern“ und ungünstigem Winkel das Auge frei und somit ungeschützt liegen. Motto: SAFETY FIRST! Ohne Schutzbrille und Gehörschutz geht kein Schütze an den Start! Bei der Kleidung gibt es auch keine Vorgaben. Erlaubt ist die Kleidung, in der man sich am wohlsten fühlt und die einen im Match nicht behindert sondern bequem ist. Zu beachten ist, dass militärische Kleidung mit Tarnung nicht gestattet ist.
Jeder Schütze wird von einem Range Officer begleitet, der die Kommandos gibt und auf das Einhalten der Sicherheitsregeln achtet. Waffen dürfen nur in einer Sicherheitszone (Safety Area) oder auf Anweisung des Range Officer gehandhabt werden. Ansonsten werden sie im Holster getragen. Wenn nicht auf ein Ziel geschossen wird ist der Finger grundsätzlich außerhalb des Abzugsbügels. Dies gilt besonders bei Bewegungen und beim Magazinwechsel. Nichtbefolgen führt zur Disqualifikation. Eine unbeabsichtigte Schussabgabe führt zur Disqualifikation. Die Waffe ist grundsätzlich in Richtung Kugelfang zu halten. Bei mehr als 90 Grad Abweichung in jede Richtung wird der Schütze disqualifiziert.
Das folgende Video zeigt ein Outdoor IPSC Level II Match mit 11 Stages in Brandon, Manitoba, Kanada. Geschossen wird eine Tanfoglio Limited Custom im Kaliber .40 S&W in der Standard-Division mit Major-Wertung. Wir hoffen, mit diesen Seiten ein wenig mehr zum Verständnis über das IPSC-Schießen beigetragen zu haben. Die Meinungsbildung, ob das dynamische Pistolenschießen in Form des IPSC eine interessante Alternative zum statischen Pistolensport ist, bleibt jedem selbst überlassen. Grundlegend ist allerdings, dass die Schießsportverbände sich nicht bekriegen, sondern gemeinsam am Erhalt des Schießsports als Breitensport in Deutschland arbeiten sollten. In diesem Zusammenhang ist der Artikel „Kriegsbeil ausgegraben? DSB vs. IPSC“ der GRA auf jeden Fall lesenswert.