Vorderlader

Wann immer ich jemanden erzähle, dass ich Vorderlader schieße war die einhellige Meinung: „Da kippt man doch Schwarzpulver rein und anschließend Steinchen, Schrauben und Scherben und dann macht das Bumm und irgendwas kippt um.“ (müdes Lächeln meinerseits).

Bis auf das Schwarzpulver stimmt nichts. Lange vor den Patronenwaffen wurde mit Vorderlader geschossen. Zugegeben, die ersten waren sehr ungenau. Aber im Laufe der Zeit wurden die Waffen immer besser und brauchen sich, was die Präzision angeht nicht zu verstecken.

Beim Vorderladerschießen wird eine bestimmte Menge Schwarzpulver von vorne in den Lauf geschüttet und eine Bleirundkugel samt Verdämmungsmittel mit dem Ladestock hinterhergedrückt und das Pulver gezündet.

Erfunden wurde das Schwarzpulver in China und fand seine erste Erwähnung im 11. Jhd. Das ein Franziskanermönch namens Berthold Schwarz im 14. Jhd. das Pulver hier erfunden haben soll gehört wohl eher ins Reich der Legenden. Ebenfalls, dass die Bezeichnung Schwarzpulver nach ihm „Schwarz“ zurückzuführen ist. Das Pulver heißt so weil es ist wie es ist „schwarz“.(Ja ich weiß, manches Pulver ist eher dunkelgrau). Wahr ist wohl eher, dass das Schwarzpulver seinen Weg nach Europa gefunden hat als die Mongolen so nett waren uns zu besuchen. Vielleicht auch durch Spionage oder Handel.

Die ersten Waffen waren grobe Metallrohre, die auf einfachen Holzschäften montiert waren. Das Pulver wurde durch ein Loch und ein glühendes Metall entzündet. Diese Waffen wurden Handgonnen genannt, aus welchem sich wohl das englische Wort „Gun“ ableitet.

Im Laufe der Zeit wurden die Waffen handlicher und der Zündmechanismus ausgeklügelter. Auch die Genauigkeit wurde verbessert als man erkannte, dass ein sich rotierender Körper eine stabilere Flugbahn hat.

Der erste Zündmechanismus, der lange verwendet wurde war das Luntenschloss. Eine glühende Lunte wird mittels Hebel auf eine kleine Menge Pulver (damals Kraut genannt) gedrückt und entzündet dieses.             

Für die Kavallerie jedoch war dies jedoch nicht praktikabel weswegen man das Radschloss erfand. Dieser Mechanismus kam hauptsächlich bei Pistolen zum Einsatz. Das Funktionsprinzip gleicht dem eines Feuerzeugs. Ein Reibrad reibt an einem Schwefelkies und erzeugt so Funken, die das Pulver entzünden.      

Gegen Ende des 17 Jhd. Wurde in Frankreich das Steinschloss erfunden. Hier wird nach betätigen des Abzugs ein Feuerstein durch einen Schnappmechanismus an einer Batterie gerieben. (das hat jetzt nichts mit Strom zu tun. Batterie kommt aus dem Französischen battre = schlagen). Dabei werden glühende Metallspäne aus der aufgekohlten Batterie gelöst, die auf das Pulver in einer Pfanne (wie bei Luntenschloss) fallen und dieses entzünden. Durch ein Zündloch schlägt dann die Flamme und löst den Schuss aus. Dieser Mechanismus war bis zur Erfindung des Perkussionsschlosses 1807 vorherrschend. Eigentlich noch länger da der Übergang nie schnell vonstattenging.

Steinschlossgewehr Early Virginia

Beim Perkussionschloss wird ein Zündhütchen, welches unter Druck zündet auf ein Piston gesteckt. Nach entzünden durch den Hahn werden die Funken durch den Zündkanal des Pistons und des Zündlochs zum Schwarzpulver geleitet und lösen den Schuss aus. Vorteil waren u.A., dass der Schuss verzugslos losging (beim Steinschloss vergingen zwischen auslösen und Schuss einige 1/10 Sekunden) und das Pulver war besser vor Regen geschützt.

Perkussionsgewehr Hawken
Duellpistole Le Page

Mitte des 19.Jhd. kamen dann die ersten Perkussionshinterlader auf dem Markt. Hierbei wurde ein Fallblock- oder Klappverschluss geöffnet und eine Papierpatrone hinten in das Lager eingeführt. Das Zündhütchen musste aber immer noch separat auf ein Piston gesetzt werden.

Perkussionshinterlader Gallagher

Viel früher jedoch (1840) wurde von Johann Nicolaus von Dreyse das erste Zündnadelgewehr patentiert. Hier vereinte die Papierpatrone alle Komponenten, die man auch von einer modernen Patrone kennt: Hülse, Pulver, Geschoss und Zünder.

1866 entwarf dann der Franzose Anoine Chassepot ein Zündnadelgewehr für die französische Armee.

Zündnadelgewehr Chassepot

Dies waren die letzten Waffen bevor die Metallpatrone zum Einsatz kam und auch die letzten Waffen, die nach dem Waffengesetz erwerbsscheinfrei sind. Nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 gingen ca. 600.000 Chassepotgewehre nach Deutschland und wurden auf das System M71 umaptiert und in Frankeich auf das Gras-System. Beide Systeme sind erwerbsscheinpflichtig.

Eines aber noch vorweg. Das Vorderladerschießen ist eine sehr schöne Disziplin. Man muss sich nicht nur beim Schuss konzentrieren sondern auch beim Ladevorgang, denn dieser ist recht aufwändig. Wir Vorderladerschützen verbinden mit dieser Disziplin nicht nur das Ziel immer in die Mitte zu treffen sondern auch geschichtliches Interesse.

Sollte Dein Interesse geweckt worden sein bist Du herzlich eingeladen Dir mal das Vorderladerschießen anzuschauen. Wir trainieren jeden 2. und 4. Sonntag im Monat von 12 Uhr bis 14 Uhr. Bitte melde Dich vorher an da es sein kann, dass mal ein Termin ausfällt oder verschoben wird.

Kontakt: vorderlader@halsbeker-schuetzenverein.de